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Erfolgsgeschichte

Mit eisernem Willen
zum Lehrabschluss


Um Erfolgsgeschichten zu schreiben, muss einiges zusammenpassen. Bei Nino Suber, der im letzten Jahr mit 30 erfolgreich seine Lehre als Produktionsmechaniker EFZ abgeschlossen hat, waren es vor allem sein starker Wille und seine Disziplin, dank denen er es «gepackt» hat. Matchentscheidend war aber auch ein Arbeitgeber wie die Fraisa SA, der ihm die Chance gegeben und an ihn geglaubt hat.

Interview von Martina Tschan, 9. März 2021

Lieber Herr Suber, Sie haben im vergangenen Sommer mit der sehr guten Note von 5.3 die Ausbildung zum Produktionsmechaniker EFZ abgeschlossen. Herzliche Gratulation! Auf was sind sie besonders stolz?

N. Suber: In erster Linie bin ich natürlich stolz auf den erfolgreichen Lehrabschluss. Dies vor allem auch, weil die Umstände coronabedingt erschwert waren. An den Berufsschule-Unterricht via Homeschooling und ans Arbeiten vor Ort per Screenshots musste ich mich zuerst gewöhnen. Das ist nicht so mein Ding.

Wirklich stolz bin ich aber auf den ganzen Weg, den ich in den letzten Jahren zurückgelegt habe. 2007 kam ich mit meinen Eltern und meinen Geschwistern in die Schweiz. Die Familienverhältnisse waren nicht ganz einfach, zudem hatte ich mit den Folgen eines früheren Schlaganfalles zu kämpfen. 2008 fand die Erstanmeldung bei der IV und die Abklärungen im Hinblick auf eine erstmalige berufliche Ausbildung statt. Die vorhandenen Ressourcen liessen eine 2-jährige Attestausbildung zu, die ich in der Institution AZB Strengelbach als Mechanikpraktiker EBA absolvierte. In dieser Zeit wohnte ich auch in der Institution. In den folgenden Jahren arbeitete ich in meinem Beruf im 1. Arbeitsmarkt und erhielt eine ergänzende IV-Rente.

Richtig durchgestartet bin ich dann 2016, als ich mich aus eigenem Antrieb wieder bei der IV angemeldet und meinen Wunsch, eine ergänzende Lehre als Produktionsmechaniker zu absolvieren, geäussert habe. Es folgten berufliche Abklärungen im 1. Arbeitsmarkt und verschiedene Praktika. Schliesslich unterzeichnete ich den Lehrvertrag bei der Fraisa SA. Nach dem erfolgreichen Lehrabschluss und dem Unterzeichnen des Arbeitsvertrages als CNC-Einrichter bei der Fraisa SA wurde mein IV-Dossier Ende 2020 geschlossen und ich stehe nun wirtschaftlich auf eigenen Beinen.

Ihre Entwicklung – auf persönlicher, sozialer, schulischer und fachlicher Ebene – war enorm. Was waren für Sie die entscheidenden Puzzleteile?

N. Suber: Ich sehe mich als Gemeinschaftswerk von Leuten, die in mich investiert und an mich geglaubt haben. Sie gaben mir die Möglichkeit, mich so zu formen, wie ich jetzt bin. Durch die Unterstützung der Arbeitgeber und Institutionen, der Coaches und der IV lernte ich viel über mich und meine Defizite und wie ich damit umgehen kann. Meine Motivation war immer, all diesen Menschen etwas zurückzugeben, indem ich meine Lehre erfolgreich abschliesse. Ich habe hart für mein Ziel gearbeitet.

«Ich war mir stets bewusst, dass ich, wenn ich etwas erreichen will, bereit sein muss, alles (und mehr als andere) dafür zu geben.»

Nino Suber, Produktionsmechaniker EFZ, Fraisa SA

Frau Peretti, Sie waren die Lehrlingsverantwortliche von Herrn Suber. Was ist das Spezielle an ihm?

F. Peretti: Es ist enorm, welche Entwicklung Nino gemacht hat. Seine Zielstrebigkeit, seine Begeisterungsfähigkeit und seine Bereitschaft, sich all den Herausforderungen zu stellen, war beeindruckend. Ich war immer wieder positiv überrascht, wie kritikfähig Nino ist. Auch schwierige Rückmeldungen nahm er an und versuchte unmittelbar sein Verhalten anzupassen. Seine schulischen wie fachlichen Leistungen haben sich stetig und schnell verbessert, wie auch der zwischenmenschliche Umgang. Im Betrieb schätzen ihn alle sehr – nicht nur als Fachkraft, sondern auch als Kollegen. Ein Schlüsselerlebnis war das letzte Lehrlingslager, welches auch dank Nino zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle geworden ist. Der Wandel, den er vollzogen hat, wurde sicht- und spürbar: Von dem, der Hilfe braucht, wurde er zu dem, der anderen hilft.

Herr Suber, und was ist für Sie das Spezielle an der Fraisa SA?

N. Suber: Vom Betrieb her, mit Lernwerkstatt und einer engen Begleitung der Lernenden waren die Voraussetzungen ideal für mich. Die Verantwortlichen haben mir von Anfang an optimale Unterstützung geboten und das Arbeitsklima ist super. Es wird verlangt, dass die geltenden Regeln und Werte von allen eingehalten und gelebt werden, auch wenn das für Leute mit Defiziten nicht immer einfach ist. Alle werden gleich (normal) behandelt. Das empfinde ich als wertschätzend und motivierend. Es fühlt sich gut an, Eigenverantwortung übernehmen zu müssen. Die Kommunikation ist offen, die Hilfsbereitschaft untereinander gross. Man darf Fragen stellen und diese werden beantwortet. Man darf Fehler machen und diese werden besprochen und eine Lösung gesucht.

Fabienne Peretti (Berufsbildungsverantwortliche, Fraisa SA) und Nino Suber (Produktionsmechaniker EFZ, Fraisa SA) im Gespräch

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Haben Sie bereits weitere Pläne?

N. Suber: Zuerst freue ich mich auf das Reaktivieren meines Soziallebens nach Corona. Beruflich möchte ich in naher Zukunft eine höhere Fachausbildung absolvieren und dann Leuten wie mir helfen, z.B. als Lehrmeister. Man hat mir geholfen – jetzt möchte ich helfen und damit etwas zurückgeben. 

Frau Peretti, die Fraisa SA ist bekannt für ihr soziales Engagement. Was steckt dahinter?

F. Peretti: «Diversity» ist in unserem Leitbild niedergeschrieben und wir wollen es bewusst nicht bei leeren Worten belassen. Es geht um eine Grundhaltung, eine Unternehmenskultur, die von oben nach unten vorgelebt wird. Damit nehmen wir unsere soziale Verantwortung als Arbeitgeber gegenüber der Gesellschaft wahr. Obwohl wir ein Industriebetrieb sind, steht bei uns der Mensch im Mittelpunkt. Natürlich muss ein Unternehmen auch rentieren und eine Ausrichtung auf «Diversity» ist mit Aufwand und Risiken verbunden. Doch gerade auch in Bezug auf die Rentabilität ist unser Ansatz erfolgsversprechend: Fachliche Fähigkeiten sind das eine, doch das wirkliche «Killerkriterium» wäre fehlende Sozialkompetenz der Führung und der Mitarbeitenden. Mit unserer durchmischten Belegschaft tragen wir diesem Anspruch Rechnung.

Worin sehen Sie dabei Ihre persönliche Befriedigung?

F. Peretti: Vielleicht wäre es tatsächlich einfacher, nur «Selbstläufer» anzustellen, bei denen das Risiko für Probleme gering ist. Doch das wäre keine Herausforderung. Weder für mich als Lehrlingsverantwortliche noch für das Unternehmen. Es klappt nicht immer, manchmal müssen Lehr- und Arbeitsverhältnisse aufgelöst werden. Niederlagen als «Part of the Job» zu sehen, kann sehr befreiend und lehrreich sein. Jemanden einzustellen ist einiges einfacher, als jemanden zu entlassen. Ich appelliere darum an den Mut von Personalverantwortlichen und Unternehmen sich dieser «Challenge» zu stellen. Sie kann sehr spannend und befriedigend sein!

«Wenn der Wille auf beiden Seiten da ist, können Herausforderung gemeistert und gemeinsam Erfolgsgeschichten geschrieben werden.»

Fabienne Peretti | Berufsbildungsverantwortliche bei der Fraisa SA

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